Geschichte

Der «LÖWEN»

EINE GRENCHNER INSTITUTION auf 1‘200m2
Der ehemalige Gasthof und Hotel Löwen ist nicht nur im Zentrum Grenchens gelegen, sondern spielte auch in der Geschichte der Uhrenstadt eine entsprechende Rolle. Die ehemalige Postkutschenstation und Hochburg der liberal denkenden Bürger dieser Stadt ist nun Seit 2003 der Hauptsitz des High-Tech-Unternehmens Ryf AG.
Nach langen Jahren des «Dornröschenschlafs sorgte der Umbau für neues  Leben in Grenchens Stadtzentrum.
Das unmittelbar neben dem bisherigen Geschäftssitz liegende Gebäude weist heute auch Kundenparkplätze auf.

Das Schicksal des «Löwen» lässt keinen Grenchner kalt, denn dieser Gasthof und Hotel  ist Institution, welche die Geschichte der Uhrenstadt  massgebend mitbestimmt hat.
Kaum ein anderes Gebäude  erlebte in dieser Weise unversehrt die Entwicklung vom Bauerndorf zur High-Tech-Stadt.
Über Jahrhunderte bildete die Dorfwirtschaft das Zentrum des täglichen Lebens.
Erstmals wurde sie in Urkunden aus dem Jahr 1548 erwähnt. Damals notabene im Zusammenhang mit ungerechtfertigten Preiserhöhungen des Wirts.
Der Name «Löwen» wird erstmals 1760 in Dokumenten erwähnt, der lange, gedrungene Gewölbekeller stammt wahrscheinlich aus dem 17. Jahrhundert….

Postkutschenstation, Zollbüro, Postbüro, Bank…
Der Gasthof «Löwen» hat in der Zeit seines Bestehens viel erlebt. Nicht nur, dass er als Wirtshaus und Hotel diente.
Hier war auch die Postkutschenstation, das Postbüro und bis 1848 das kantonale Zollbüro für den Grenzübertritt nach Bern.
Erst mit der Schaffung des Bundesstaates fielen die interkantonalen Grenzen.
Die Schweiz war eine Einheit und im «Lebenslauf» des «Löwen» ging ein Kapitel zu Ende.
Dafür wurde das Wirtshaus während drei Jahren (1918 bis 1920) Sitz einer Bank. Mit der Entwicklung der Industrie zog es die Solothurner Handelsbank in Richtung Westen.
Im «Säli» startete die Grenchner Filiale, bevor ein eigenes Gebäude bezogen wurde.

Fastnachtstreiben
Im Grenchner Jahresablauf spielte früher die Fastnacht immer eine besondere Rolle.
So erstaunt es auch nicht, dass wiederum der «Löwen» zum eigentlichen Zentrum des Grenchner Fastnachtstreibens wurde.
Der 250m2 grosse Saal im Obergeschoss (heute Demo Raum der Firma Ryf AG) erlebte so manchen rauschenden Fastnachtsball.
Manch einer der alten Grenchner berichtet heute noch darüber.
Und nicht zuletzt endete der traditionelle Auftakt mit der Chesslete bei der Gratis-Mehlsuppe im «Löwen».
Die älteste Fastnachtszunft hat natürlich ebenfalls im «Löwen» die Geburtsstunde erlebt. Wie übrigens manch anderer Verein auch. 

Auszug aus dem alten Grenchner Buch von Werner Strub  von 1949
Das Hotel zum Löwen : der Eingang des Hotels zum Löwen  befand sich bis zur Erstellung der Hauptstrasse Solothurn –Biel  (Anmerkung: die heutige Solothurn- und Bielstrasse) im Jahre 1839 auf der Nordseite mit einer steilen Treppe, das der Verkehr von Lengnau (Biel) her durch die Schützengasse und Kirchstrasse herunter über die Bettlachstrasse nach Solothurn stattfand.
Am 10. März 1886 morgens etwas nach 5 Uhr brach im Gasthof zum Löwen Feuer aus.
Im Nu war die westliche Hälfte des Dachstockes in Flammen. Das Feuer ergriff ebenfalls die Zwischenböden des westlichen Teiles bi suaf das Erdgeschoss, währendem der östliche Teil vom Brande verschont blieb.
Der Brand war einer fehlerhaften Konstruktion des Kamins zuzuschreiben.
Die Baukommission in Grenchen erhielt den Auftrag, Erhebungen über den Ankauf des abgebrannten Löwen samt Platz zu machen. Die Erwerbssumme für den ganzen Komplex belief sich auf Fr. 35‘000.00.
Wollte man nur zirka 10m vom westlichen Teil des Platzes erwerben, so hätten die kosten Fr.  25‘000.00 ausgemacht, wobei die Konzession für den Gasthofbetrieb vorbehalten blieb.
Da die Forderungen zu hoch gestellt waren, wurde vom Gemeinderat beschlossen, auf die Offerte gar nicht einzutreten und den Kauf abzuschlagen.
Unter der Firma Genossenschaft Bürgerhaus Löwen besteht seit 1918 eine Gesellschaft, die das Hotel Löwen ankaufte, um dem Gesinnungsfreunden liberaler Richtung ein Gesellschaftshaus zu sichern und zu erhalten (Anmerkung: die heutige FDP).
Die Mitgliedschaft wird durch Übernahme von Anteilsscheinen in der Höhe von Fr. 50.00 durch natürliche Personen mit Politisch liberaler Gesinnung erworben (Anmerkung: Siehe Statuten) . 
Südlich der Hotels war der dazu gehörende Garten mit einer Reihe schön geschnittener Kastanienbäume längs der Hauptstrasse.
Seit 1900 steht an dieser Stelle das Geschäftshaus von A. Niederhäuser AG (Anmerkung: heute Leimer Immobilien).
Die Kosten der Umbauarbeiten im Jahre 1943 beliefen sich auf Fr. 115‘000.00. Die Fenstereinfassungen aus Naturstein legte man frei. Durch die Anbringung eines Handgeschmiedeten Aushängeschildes ( Anmerkung: komplett saniert im 2017/2018) mit vergoldetem Löwen erhielt die Südwestecke de Gasthofes einen gediegenen Kunstschmuck. Die Kunstschlosserei Jos. Käser führte die Arbeit aus (Anmerkung: die damalige Skizze ist heute unser Löwen Haus GmbH Logo!).   

Die Genossenschaft Bürgerhaus Löwen wurde 1989  in die Löwen Grenchen AG integriert.
Daniel Ryf hatte damals im Jahre 2003 das Hotel Löwen von der Löwen Grenchen AG abgekauft und für mehrere Millionen umgebaut und saniert (die Löwen Grenchen AG wurde danach gelöscht).

Statuten der Genossenschaft Bürgerhaus Löwen

Heute und Damals

Bild 1
3mal das Hotel du Lion mit französischer Bezeichnung. Oben links die Stallungen mit hübschen Pferdewagen (heute fotoryf) und schaulustigen. Im Obergeschoss die Dependance des Hotel Löwen  (Foto 1906).    

Bild 2
Noch beherrschen die Fussgänger, Pferdefuhrwerke und Handkarren unsere Strassen. Links das Hotel Löwen mit einer Partie der Solothurnstrasse mit Blick gegen Osten (kolorierte Foto von 1910) 

Bild 3
Postkarte vom Hotel Restaurant Löwen (1976)

Bild 4
Die Armee vor dem Löwen während des landesweiten Generalstreikes (Foto von 1918)

Bild 5
Glückliche Zeiten, als sich das Hotel du Lion an der Solothurnstrassesich noch von Bäumen und schönen Kübelpflanzen umgeben sah. Der Damalige Besitzer A. Häfeli verkaufte 1918 seinen Gasthof Löwen der Genossenschaft Bürgerhaus Löwen (Foto von 1912)

Bild 6
Zeichnung vom Hotel du Lion mit des südlich gelegenen Biergartens als die Bettlachstrasse noch die Hauptstrasse war (nördlich vom Löwen)

Bild 7
Zeichnung vom Hotel du Lion mit Fuhrwerk von Süd-Osten her gesehen (Datum unbekannt) 

Bild 8
Der Löwen und die Schönegg befanden sich, wie die Karte zeigt, zeitweise im Besitz der Familie Eggenschwiler (1898) 

Bild 9
Auf der Landstrasse in Grenchen. Rechts der Löwen, in de Mitte das Gebäude von Leo Wullimann, hinten das Schulhaus 1 von 1865  

Bild 10
Das Bürgerhaus Löwen und die Einmündung in die Löwenkreuzung mit „Bsetzistein“ Gehwegen für die Fussgänger (Foto von 1925)

Bild 11
Hotel et Pension du Lion von Herman Girard mit Kastanienbäumen, prächtigen Löwengarten, drei Pavillons, Springbrunnen, Passanten und Pferdekutsche (Zeichnung um 1875)

Bild 12
Grenchen in der Zukunft: rechts das Hotel Löwen, schon früh erkannte man in Grenchen die Bedeutung des Flugwesens… (Kolorierte Postkarte von 1910)

Bild 13
Foto von der Bielstrasse her, noch herrscht wenig Verkehr auf der Löwenkreuzung, links das Hotel Löwen (Foto 1932)

Bild 14
Die noch fast leere Solothurn- Bielstrasse, rechts die schöne Südfassade vom Hotel du Lion (Foto 1932)

Bild 15
Ansicht von der alten Post her, links das Hotel & Pension du Lion, die Strassen sind noch nicht geteert (Foto 1916) 

Bild 16
Solothurn- und Bielstrasse, rechts der Löwen (Foto von 1932)